Hier als Beispiel ein paar der Stories aus der Ausstellung, die die Objekt-Vielfalt, aber auch die Art des textlichen Zugangs zu den Objekten zeigen sollen:

Helm vom Typ Negau, Fundort: Hallein, Dürrnberg, Gratzenfeld, Grab 377, Latènezeit (LT A–B), 5.–4. Jh. v. Chr., Bronze, Keltenmuseum Hallein, Inv.-Nr. AR 2008 0004
Helm vom Typ Negau, Fundort: Hallein, Dürrnberg, Gratzenfeld, Grab 377, Latènezeit (LT A–B), 5.–4. Jh. v. Chr., Bronze, Keltenmuseum Hallein, Inv.-Nr. AR 2008 0004Klicken um Bild zu vergrößern

EIN HELM AUS EINER ANDEREN WELT?

  
Ein prachtvoller Kopfschmuck aus Gold zierte das Haupt einer Dame der Eisenzeit. Der ungewöhnliche Schmuck aus Goldkugeln und feinen Goldspangen schmückte das Haar oder eine Haube und war Teil einer herausragenden und glänzenden „Bestattungstracht“.

DÜRRNBERG | HALLEIN Nachgrabungen bringen auf dem Dürrnberg immer wieder erstaunliche Funde zutage. Bereits in den 1930er Jahren fanden im Gräberfeld Gratzenfeld archäologische Ausgrabungen statt. Sechs Jahrzehnte später wurden diese Ergebnisse mit modernen Methoden überprüft und ausgeweitet. Dabei wurde eine weitere Grabanlage mit einer Doppelbestattung freigelegt. Die Frau wies keine außergewöhnlichen Beigaben auf. Die männliche Bestattung dagegen war mit Schwert, Waffengurt, Körperpanzer und dem Negauer Helm überaus pompös ausgestattet. Der Helm ist nach einem slowenischen Fundort am Nordrand der Adria benannt. Er lag, ganz untypisch für den Dürrnberg, neben dem Kopf des Verstorbenen und nicht wie sonst neben den Füßen. Das ungewöhnliche und seltene Fremdobjekt hob den Träger optisch stark von seinen hier ansässigen Zeitgenossen ab. Mit archäologischen und naturwissenschaftlichen Methoden soll geklärt werden, ob die Fremdartigkeit der Ausstattung auch für den Träger gilt. Möglicherweise wurde der Helm auch als Tauschobjekt oder Beute über die Alpen gebracht.

Statuette eines Ebers, Fundort: Salzburg-Stadt, Rainberg, Latènezeit (LT D), 2.–1. Jh. v. Chr., Bronze, Salzburg Museum, Inv.-Nr. ARCH 5150
Statuette eines Ebers, Fundort: Salzburg-Stadt, Rainberg, Latènezeit (LT D), 2.–1. Jh. v. Chr., Bronze, Salzburg Museum, Inv.-Nr. ARCH 5150Klicken um Bild zu vergrößern

SCHWEIN GEHABT – EIN KLEINFUND LIEFERT DEN BELEG

  
Kraft und Wildheit verkörpert ein kleiner Bronzeeber vom Rainberg. Wegen der wuchtigen Aggressivität wirft das Stück viele Fragen auf! Handelt es sich um das Zeichen eines Kriegsgottes? Wurde der Eber als Votivgabe einer Gottheit dargebracht? Schützte er als Amulett seinen Besitzer vor Unheil?

RAINBERG | SALZBURG 1937 wurde das Stück in einer Felsspalte bei Erdbewegungen vom Steinbruchbesitzer Julius Baron Schwarz gefunden. Dieser trug zu Lebzeiten die Figur als Anhänger an seiner Uhrkette. Die Statuette steht in Zusammenhang mit einer keltischen Siedlung der letzten beiden Jahrhunderte v. Chr. In dieser Zeit gilt der Eber als Inbegriff kriegerischer Stärke. Der Kunsthandwerker legte viel Wert auf eine genaue Wiedergabe der Geschlechtsteile und des Ringelschwänzchens. Der durchbrochene, gegossene Kamm signalisiert zusammen mit der kräftigen Statur Wildheit und Angriffslust. Die Durchbruchsarbeit des Kammes erinnert an die Form spätlatènezeitlicher Fibeln, deren Herstellungszeitraum sich also mit dem des keltischen Keilers decken mag. Die fehlende Dokumentation des Fundkontextes erschwert die Interpretation der Statuette erheblich. Bedauerlicherweise zerstörte der Steinbruchbetrieb bis ins 20. Jahrhundert die Kulturschichten am Fundort. Der vollplastische Eber gehört zu den Glanzlichtern der spärlichen Fundausbeute vom Rainberg und vermittelt einen Eindruck der hohen Bedeutung dieser latènezeitlichen Siedlung.

Goldkugeln als Haar oder Haubenschmuck, Fundort: Hallein, Dürrnberg, Eislfeld, Grab 353, Hallstattzeit (HA D), 5. Jh. v. Chr., Gold, Keltenmuseum Hallein, Inv.-Nr. AR 2001 0177
Goldkugeln als Haar oder Haubenschmuck, Fundort: Hallein, Dürrnberg, Eislfeld, Grab 353, Hallstattzeit (HA D), 5. Jh. v. Chr., Gold, Keltenmuseum Hallein, Inv.-Nr. AR 2001 0177Klicken um Bild zu vergrößern

GOLDENE ZIERDE IM GRAB – UND IM LEBEN?

  
Ein prachtvoller Kopfschmuck aus Gold zierte das Haupt einer Dame der Eisenzeit. Der ungewöhnliche Schmuck aus Goldkugeln und feinen Goldspangen schmückte das Haar oder eine Haube und war Teil einer herausragenden und glänzenden „Bestattungstracht“.


DÜRRNBERG | HALLEIN Das hauchdünne Goldblech mit feinsten Verzierungen war bei der Auffindung komplett zerdrückt. Die kugelige Form des filigranen Goldschmucks erschloss sich erst im Laufe der langwierigen Restaurierung. Das Ensemble aus sieben unterschiedlich großen, zweiteiligen Kugeln und siebzehn Goldspangen ist in Qualität und Zusammenstellung einzigartig. Nicht nur das wertvolle Material, sondern auch Arbeitsaufwand, Sorgfalt und technische Fertigkeit des Goldschmieds machen das Ensemble zu einem elitären Kopfschmuck. Die Goldkugeln sind ein treffendes Beispiel dafür, dass die Arbeit der ArchäologInnen mit der Auffindung noch lange nicht getan ist. Oft ist ein zweiter oder dritter Blick notwendig, um die ursprüngliche Form rekonstruieren zu können. Ob dieser wertvolle Schmuck bei festlichen Ereignissen von der Frau zu Lebzeiten getragen oder extra für die prunkvolle Bestattung um etwa 450 v. Chr. angefertigt wurde, bleibt vorerst das Geheimnis der edlen Dame.

Fragmente einer Amorstatue, Fundort: Salzburg-Stadt, Glas, Römische Kaiserzeit, 1.–2. Jh., Bronze, gegossen und ziseliert, Salzburg Museum, Inv.-Nr. ARCH 170/69, ARCH 180 a–k-2003
Fragmente einer Amorstatue, Fundort: Salzburg-Stadt, Glas, Römische Kaiserzeit, 1.–2. Jh., Bronze, gegossen und ziseliert, Salzburg Museum, Inv.-Nr. ARCH 170/69, ARCH 180 a–k-2003Klicken um Bild zu vergrößern

AMOR ENTRINNT ALTMETALLSCHICKSAL

   
Einzige lebensgroße Bronzeskulptur in Salzburg gerettet! Ein großformatiger bronzener Amor aus dem Süden entkam seiner Bestimmung. Die Statue endete als Recyclingmaterial für die Werkstätten nördlich der Alpen.


GLAS | SALZBURG Der hohe Materialwert von Bronze bedingt, dass nur wenige Reste von antiken Bronzeskulpturen erhalten sind. Viele wurden für eine Wiederverwendung eingeschmolzen. Das Statuenfragment wurde bereits 1868 in den Ruinen eines römischen Landgutes in Glas bei Salzburg entdeckt. Die damaligen Methoden der Ausgrabung und Dokumentation machen eine Fundauswertung nach heutigem Standard unmöglich. Mittlerweile stehen den ArchäologInnen jedoch moderne Prospektionsmethoden zur Verfügung, die den Grabungsbefund ergänzen. Mit Georadar und Geomagnetik wird der Boden durchleuchtet und gibt so die Lage von Mauern, Gruben und Öfen preis. Im Ort Glas in Salzburg liegt zwischen Wohnbauten und Badegebäude ein später eingebauter Trakt mit Werkstätten und Öfen. Dort wurden Reste von Ehreninschriften aus der Stadt Iuvavum gefunden. Sie beweisen, dass hier Altmetall aus einem weiteren Umfeld gesammelt wurde. Glücklicherweise entging die Amorstatue der Vernichtung durch das antike Wertstoffrecycling.

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