„Kommet, ihr Hirten …“
Krippen aus Salzburg und dem Salzkammergut  
  

Die Auswahl der heuer gezeigten Krippen lädt zur Betrachtung der Hirten im Besonderen ein. Ihr Erscheinungsbild ist vielfältig und fordert Krippenbauer und -schnitzer immer wieder zu Höchstleistungen an künstlerischer Gestaltung und fantasievoller Darstellung heraus.

Josef Feichtinger und Josef Scheichl, Traunkirchner Wurzelkrippe (Salzkammergutkrippe), 1888–1919, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 261-73
Josef Feichtinger und Josef Scheichl, Traunkirchner Wurzelkrippe (Salzkammergutkrippe), 1888–1919, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 261-73Klicken um Bild zu vergrößern

     

Traunkirchner Krippe

  

Eine wohl einzigartige Rolle kommt der Hirtenfigur in der Krippenlandschaft des Salzkammergutes zu, wozu die hauseigene Sammlung wertvolle Beispiele aufzuweisen hat. An erster Stelle ist hier die große „Wurzel-Krippe“ aus Traunkirchen zu nennen, die nach vielen Jahren heuer erstmals wieder zu sehen ist. Die zwischen 1888 und 1919 von den beiden Traunkirchner Schnitzern Josef Feichtinger (1854–1925) und Josef Scheichl (1876–1917) gebaute Krippe enthält sämtliche Figuren, wie sie für eine derartige Landschaftskrippe aus dem Salzkammergut typisch sind: den Urbàl mit der Leinwand, den Lampötraga, die zwei Nachbarn, den Naz mit der Buttàhenn, den Weintraubenträger etc. bis hin zu der wohl populärsten Figur des Vadà la mi à mitgehn bzw. seinem weiblichen Gegenstück Muadà la mi à mitgehn.

Mit derart volksnahen Bezeichnungen liegt der Fokus beim Betrachten dieser Krippe einmal mehr auf dem Hirtenvolk und es regt an, auch die übrigen in der Ausstellung gezeigten Krippen unter diesem Aspekt anzusehen. Lokale Zugehörigkeit, das Material und die Art ihrer Fertigung bestimmen das Erscheinungsbild der Hirten genauso wie die Frage, ob sie Teil einer Orientalischen oder einer Heimatkrippe sind.

Schon in den ältesten künstlerischen Darstellungen der frühen Christenheit erscheinen sie als die „drei Hirten“ beim Kind in der Krippe. Als Hirten auf dem Felde, als Gaben bringende Hirten oder als das Kind anbetende Hirten sind sie bis heute eine in der Krippe nicht wegzudenkende Figurengruppe geblieben. In ihrem Genre spiegelt sich die Welt, in die Christus hineingeboren wird, wider; durch ihre Existenz erhält das Ereignis seine Bestätigung.

Theodor Pfitzer, Orientalische Landschaftskrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 211-62
Theodor Pfitzer, Orientalische Landschaftskrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 211-62Klicken um Bild zu vergrößern

     

Orientalische Landschaftskrippe von Theodor Pfitzer

  

Theodor Pfitzer gilt als einer der volkstümlichsten Krippenkünstler und zudem als Meister des Kaschierens, einer aus Sizilien eingeführten Technik im Krippenbau. Dabei werden Materialschichten mit Leim verbunden und beispielsweise wie hier im Fall der Krippenkostüme auf den Figuren drapiert. So entstehen dekorative Oberflächen, die anschließend farbig gestaltet werden können. Die Hirten präsentieren sich in dieser Krippe in einer Kleidung, die von zeitloser Einheitlichkeit geprägt ist – ein langer Umhang, bodenlange Gewänder, ein gegürtetes Hemd mit Hose.

Josef Hemetsberger, Eckkrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 57-58
Josef Hemetsberger, Eckkrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 57-58Klicken um Bild zu vergrößern

     

Salzburger Hauskrippe
  

Die kleine Eckkrippe von Josef Hemetsberger aus dem Jahre 1955 stellt eine typische Salzburger Heimatkrippe dar. Unter dem Hirtenvolk finden sich auch zahlreiche Frauen. Sie nähern sich dem Jesusknaben in der Krippe in ihrer festlichsten Kleidung – der zeitgenössischen Garnierspenzertracht mit dem zugehörigen Bänderhut auf dem Kopf.

Salzburger Hauskrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 66-54
Salzburger Hauskrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 66-54Klicken um Bild zu vergrößern

     

Salzburger Hauskrippe

  

Hirten sind oft Teil von Genreszenen, herausgelöst aus einem Alltagsleben, das vom bäuerlichen Milieu oder – wie in der vorliegenden Krippe – von der Jägerei bestimmt ist: Auf dem Dach des Krippenstalls tummeln sich die Jäger bei der Pirsch im Wald. Zu ebener Erde mischen sie sich unter die Hirten, bringen Gaben mit – wie den soeben erlegten Fuchs, den einer über der Schulter trägt, rauchen gemütlich ihre Pfeife auf dem Weg zur Krippe, haben Rucksack und Gewehr noch umgehängt.

Hans Mairhofer-Irrsee, Irrseer Weihnachtskrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 51-69
Hans Mairhofer-Irrsee, Irrseer Weihnachtskrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 51-69Klicken um Bild zu vergrößern

     

Irrseer Weihnachtskrippe von Hans Mairhofer-Irrsee

  

Hans Mairhofer-Irrsee (1914–1998) liebte es, knorrige Volkstypen aus seiner Umgebung in seinen Krippen als Hirten zu verewigen – wie etwa den Basshornbläser aus der örtlichen Musikkapelle. In ausgebeulten Hosen, beide Hände in die Hosentaschen gesteckt, das Basshorn in die Armbeuge geklemmt, kommt er heran, bleibt abwartend stehen, um erst einmal das Geschehen rund um die Geburt des Jesuskindes in sich aufzunehmen.

Carl Storch, Weihnachtskrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 771-49
Carl Storch, Weihnachtskrippe, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 771-49Klicken um Bild zu vergrößern

     
 
Weihnachtskrippe von Carl Storch

  

Mit einem kleinen Augenzwinkern sind die humoristisch gestalteten Figuren des Salzburger Grafikers und Karikaturisten Carl Storch zu betrachten. Für diese Krippe nutzte der Künstler ein deutlich bäuerliches Milieu. Ein mit Herdstelle und Küchengerät ausgestattetes Bauernhaus dient als Stall, zu dem Hirten und Bauern kommen. Die Engel auf dem Dach beobachten neugierig die Szenerie und scheinen dabei fast von oben herunterzufallen.

  

Salzburg Museum | Neue Residenz | Säulenhalle

21. November 2014 bis 11. Jänner 2015

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